PARIS. Stellen Sie sich vor: Sie sind Single, ziemlich betucht und wollen dem Alleinsein mit der Hilfe von Profis ein Ende setzen. Also nutzen Sie einen personalisierten Liebes-Such-Dienst, der erst in intensiven Gesprächen Ihre Bedürfnisse herausfindet, um dann den perfekten Partner auszuwählen. Das erste Rendez-vous in einem gehobenen Restaurant steht an. Man führt Sie zum Tisch und dort wartet, ein wenig nervös, eine Traumfrau vom Typ Vanessa Paradis. Oder der lange ersehnte Liebesritter vom Schlage eines Alain Delon. Oder ein anderer Star, der alleine lebt, sich nicht durch herkömmliche Single-Börsen klicken will – und sich den Service von «Ivy International» leisten kann.
Denn das muss man, wenn man sich an die Luxus-Datingagentur von Inga Verbeeck wendet. Für einen Jahresbeitrag von 15 000 Euro – jedes weitere Jahr kostet «nur noch» 5000 Euro – verspricht die 37-jährige Belgierin eine Erfolgsquote von über 80 Prozent bei der Suche nach der oder dem Richtigen. Diese nimmt dann auch deutlich mehr Zeit in Anspruch als ein paar Klicks im Internet auf den Profilen anderer einsamer Herzen: Im Schnitt kommt das erste «Date» erst nach zwei, drei Monaten zustande, denn die 22 Mitarbeiter der Agentur forschen europa- oder weltweit nach passenden Kandidaten.
«Magie lässt sich nicht bestellen»
Jedem Mitglied garantiert «Ivy International» acht vermittelte Kontakte in einem Jahr. Oder mehr – bis es eben funkt. «Die Magie zwischen Mann und Frau lässt sich natürlich nicht bestellen», erklärt Firmengründerin Verbeeck. Aber man könne nachhelfen – auch mit Überraschungen. «Einmal rief mich eine Kundin, die sich bis dahin immer in dieselbe Art Mann verliebt hatte, aufgeregt während eines Dates an: Der sei nicht ihr Typ! Ich erwiderte, gerade deshalb solle sie ihm eine Chance geben. Heute sind sie ein Paar.»
Andere glücklich zu machen – das nennt die junge Frau mit der blonden Mähne ihr Hauptziel. Und versichert auf den Vorwurf hin, dieses Glück sei ganz schön elitär, sie vermittle nicht nur Millionäre, sondern «finanziell unabhängige» Menschen, die meist wenig Zeit haben, beruflich viel reisen und einen ebenso persönlichen wie diskreten Umgang mit ihren Herzensangelegenheiten wünschen.
Sie selbst war mit 21 verheiratet, mit 29 geschieden und fand es an der Zeit, nach 13 Jahren in der Stahlindustrie in eine Branche zu wechseln, in der es mehr menschelt. Nach ersten Erfahrungen in einer Vermittlungsagentur in London eröffnete Verbeeck ein eigenes Büro in ihrer Heimatstadt Antwerpen und ein weiteres in Paris – «der Stadt der Liebe, die man trotzdem nicht immer leicht findet». Inzwischen unterhält sie ein europaweites Netzwerk.
Frauen leicht in der Mehrheit
Fast ein Drittel der 2000 Mitglieder sind Franzosen, daneben sind viele Belgier, Schweizer oder Niederländer darunter. Die Frauen befinden sich leicht in der Mehrheit. Verbeeck zufolge gelten exklusive Paar-Vermittlungsagenturen in Europa oft noch als Tabu, während sie in den USA längst verbreitet seien. Mit einem Unterschied: «In Amerika suchen sie oft eine Frau für einen Mann, der dafür bezahlt. Wir suchen einen Partner für beide.» Und beide zahlen.
Ab und zu bediene sie auch Prominente, doch um wen es sich handelt, bleibt geheim – weder Vanessa Paradis noch Alain Delon zählen zu den Mitgliedern. Wer einen Star treffen soll, wird zumindest vorgewarnt: Völlig ahnungslos muss niemand in ein Date mit einer Berühmtheit gehen.
Written By: Birgit Holzer
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